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Palatschinken füttern den Bauch, nicht das Verständnis für größere Zusammenhänge

Sunday, September 12th, 2010

Das Leben ist eine Palatschinke. Für die meisten unverständlich, für manche köstlich, bis zu einem gewissen Maß, für mich nichts halbes und nichts ganzes, aber immer mal wieder einen Versuch wert. Vielleicht scheint mir der Vergleich so naheliegend, weil ich gerade einen Happen zu viel gegessen habe, um (stecke mir gerade die Kopfhörer ins Ohr, um mich nicht nur auf eine Sache konzentrieren zu müssen) sie noch gut zu finden.

Palatschinken sind ein zwiespältiges Essen. Ich akzeptiere sie nicht als vollständige Malzeit, werden sie einem doch immer wieder als solche dargeboten, da sie sowohl süß, als auch salzig genossen werden kann. Dennoch wird sie für mich immer die ewige Nachspeise bleiben und  am besten mit Marillenmarmelade und etwas Puderzucker genossen. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich ein kulinarischer Nazi sein kann? Schnitzel isst man ja auch weder mit Ketchup noch Pommes, sondern mit einem Zitronenschnitz und vielleicht etwas Salz. Vom Schwein sollte es auf gar keinen Fall sein, im besten vom Kalb sonst Pute. Schweineschnitzel finde ich absolut barbarisch, obwohl ich es vielleicht angesichts meiner restlichen halben Palatschinke nicht vom Teller schubsen würde, nur um den Teiggeschmack loszuwerden.

Die Palatschinke hab ich nur rausgebraten, weil nichts anderes da war. Man braucht ja nicht viel. Etwas Mehl, ein Ei, eine Prise Salz und Milch. Butter zum braten. Fertig. Vielleicht etwas Belag. In meinem Fall Käse, Tomaten, Zuccini. Für die meisten Menschen sind Palatschinken nicht gerade ein Notessen. Für mich absolut. Vorhin lag ich im Bett und konnte nur an Essen und mich endlich mal wieder zu verlieben denken, denn was nützt es, wenn man sich mit einem leeren Bauch nicht verliebt? Richtig. Gar nichts.

Also schaffe ich wenigstens eines der beiden Probleme aus der Welt, meinen Hunger, da sich das, aufgrund meiner Herkunft und meinen Talenten am leichtesten beheben lässt. Das Problem des sich nicht verliebens schüre ich von Zeit zu Zeit mit Teenagerfilmen über die ersten romantischen Erlebnisse. Etwas albern, ich weiß und auch nicht besonders hilfreich, aber in Teenagerfilmen über die Liebe ist alles sehr schön klar. Man weiß genau, was auf einen zukommt und es ist noch aufregend einfach miteinander zu reden. Je älter man wird, desto mehr Stufen des Kennenlernens werden einfach mal so übersprungen. Vielleicht ist das das Problem. Ich halte mich nicht mehr an die Reihenfolge.

Eigentlich gehört es zum Pflichtbewusstsein, erstmal mindestens zwei bis drei Wochen lang im Geheimen für jemanden zu schwärmen, sich auszumalen, wie es wäre, mit dieser Person zu sprechen, vielleicht sogar Händchen zu halten. Dann kann man sich ganz zufälllig immer mal wieder über den Weg laufen bis man locker ins Gespräch kommt, sich aus Aufregung dauernd verhaspelt und schließlich gipfelt das ganze Unterfangen im ersten, den-Boden-unter-den-Füßen-wegziehenden Kuss. Das ist der absolute Höhepunkt der Geschichte, man ist natürlich ab sofort ein Paar, denn ein Kuss beweist absolute Verliebtheit. Sogar eine kleine Berührung kann schon ein Bekenntnis sein.

Aber inzwischen bin ich ja so abgeklärt, dass ich keinerlei Aufregung mehr empfinden muss für irgend ein Ereignis dieser Art und anstatt mich mit dieser ernüchternden Erkenntnis auseinanderzusetzen und mit der Tatsache, dass Jugendfilme nicht umsonst für Jugendliche gedreht werden, bekämpfe ich lieber meinen nächtlichen Hunger mit einer nach meinem kulinarischen Standard korrekter Mahlzeit.

MAHLZEIT!